Abraham a Sancta Clara:  Sonne und Wind
Die strahlende Sonne und der stürmische Wind haben auf eine Zeit miteinander gewettet, wer stärker unter allen beiden sei. Nachdem sie einander die Hand darauf gegeben, so mußte die Prob' geschehen an einem vertical-align:baseline;Wandergesellen, welcher mit seinem Bündel oder Ranzen in die Fremde gereist. Welcher diesem seinen vertical-align:sub;Mantel samt den Kleidern werde abziehen, der sollte gewonnen haben. Der Wind, welcher ohnedas ein stolzer und aufgeblasener Gesell, macht den Anfang und vertical-align:super;fangt mit solcher Gewalt zu blasen und rasen an, daß bei einem Haar dem armen Handwerksbürschel der Hut wäre vom Kopf geflogen. Wie aber der gute Mensch solches vermerkt, da hat er dergestalten den Hut an den Kopf gedruckt, vertical-align:top;daß auch ein Binder oder Küfer den Reif an das Faß nicht besser zwingen könnte. Desgleichen hat er sich auch dermaßen in den Mantel eingewickelt, daß auch ein Zigeunerweib ihr Kind nit besser könnte einfätschen: Ja zu mehrer Sicherheit hat er sich an einen großen Eichbaum gelehnt, vertical-align:text-top;alldort so lang zu verharren, bis der tobende Wind den Kehraus pfeife. Wie solches der Wind wahrgenommen, vertical-align:middle;da hat er alsobald an dem Sieg verzweifelt. Hierauf hat die Sonn' vertical-align:bottom;ihre Kräften angespannt und dem reisenden Wandergesellen, so sich allbereits wieder auf den Weg gemacht, angefangen auf den Buckel zu stechen und nach und nach denselben mit den hitzigen Strahlen zu quälen, daß er den Mantel vertical-align:textbottom; ernstlich abgelegt, nachgehends das Wams und, wie er zu einem Bach gekommen, vertical-align:30%; gar alle Kleider ausgezogen und sich darin durch das Baden abgekühlt, wodurch die Sonn' den glorreichen Sieg erhalten, der tobende Wind aber mit seinem Sturm nichts ausgerichtet. vertical-align:15px; Mit glimpflicher Art, mit Sanftmut und Güte richtet man öfter mehr aus als mit unmäßiger Schärfe.


Aischylos:  Der gefesselte Prometheus
vertical-align:baseline; vertical-align:sub; vertical-align:super; vertical-align:top; vertical-align:texttop; vertical-align:middle; vertical-align:bottom; vertical-align:textbottom; vertical-align:30%; vertical-align:15px;
KRATOS: Wir stehn am fernsten Saum der Welt, dem skythischen Gelände jetzt, in unbetretner Einsamkeit. Hephaistos, du wirst eingedenk jetzt sein des Amts, Das dir der Vater übertrug, den Frevler hier In diamantner Fesseln unlösbarem Netz Hoch anzuschmieden auf den gipfelsteilen Fels. Denn deines Kleinods, wunderkünstlichen Feuers, stahl Er einen Funken, gab ihn preis den Sterblichen. Den Frevel soll er büßen jetzt den Ewigen, Auf daß er lerne, sich Kronions Herrentum Zu fügen, seiner Menschengunst Einhalt zu tun. HEPHAISTOS: Gewalt und Kraft, euch beiden hat jetzt Zeus' Gebot Sein Ziel und Ende, weitres bleibt euch nichts zu tun. Ich aber selbst, ich zittre, den verwandten Gott Mit Gewalt zu schmieden an ein unwirtbar Geklüft; Und dennoch zwingt Notwendigkeit mich, so zu tun; Des Vater Wort mißachten ist die schwerste Schuld. Hochsinnger Sohn der rateskundgen Themis, dich Gezwungnen muß gezwungen ich in Ketten jetzt Unlösbar schmieden an den menschenöden Fels, [...] KRATOS: Auf, auf! Was säumst du und bedauerst ihn umsonst? Wie, hassest du nicht diesen gottverhaßten Gott, Der doch den Menschen frevelnd dein Kleinod verriet? HEPHAISTOS: Verwandter Ursprung, lange Freundschaft binden stark. KRATOS: Ich glaub's; doch unfolgsam des Vaters Worten sein, Wie ist es möglich? Scheust du es nicht um vieles mehr? HEPHAISTOS: Stets ohn Erbarmen bist du und voll wildem Trotz! KRATOS: Es hilft ja doch nichts, Tränen ihm zu weinen; drum Müh dich umsonst nicht mit so ganz Vergeblichem! HEPHAISTOS: O dieser Hände hundertfach verhaßt Gewerb! KRATOS: Warum verhaßt dir? Denn mit einem Wort: des Grams, Der jetzt dich drückt, trägt deine Kunst dir keine Schuld. HEPHAISTOS: Und doch, o hätte jeder andre sie erlost!