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KRATOS:
Wir stehn am fernsten Saum der Welt, dem skythischen
Gelände jetzt, in unbetretner Einsamkeit.
Hephaistos, du wirst eingedenk jetzt sein des Amts,
Das dir der Vater übertrug, den Frevler hier
In diamantner Fesseln unlösbarem Netz
Hoch anzuschmieden auf den gipfelsteilen Fels.
Denn deines Kleinods, wunderkünstlichen Feuers, stahl
Er einen Funken, gab ihn preis den Sterblichen.
Den Frevel soll er büßen jetzt den Ewigen,
Auf daß er lerne, sich Kronions Herrentum
Zu fügen, seiner Menschengunst Einhalt zu tun.
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HEPHAISTOS:
Gewalt und Kraft, euch beiden hat jetzt Zeus' Gebot
Sein Ziel und Ende, weitres bleibt euch nichts zu tun.
Ich aber selbst, ich zittre, den verwandten Gott
Mit Gewalt zu schmieden an ein unwirtbar Geklüft;
Und dennoch zwingt Notwendigkeit mich, so zu tun;
Des Vater Wort mißachten ist die schwerste Schuld.
Hochsinnger Sohn der rateskundgen Themis, dich
Gezwungnen muß gezwungen ich in Ketten jetzt
Unlösbar schmieden an den menschenöden Fels, [...]
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KRATOS:
Auf, auf! Was säumst du und bedauerst ihn umsonst?
Wie, hassest du nicht diesen gottverhaßten Gott,
Der doch den Menschen frevelnd dein Kleinod verriet?
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HEPHAISTOS:
Verwandter Ursprung, lange Freundschaft binden stark.
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KRATOS:
Ich glaub's; doch unfolgsam des Vaters Worten sein,
Wie ist es möglich? Scheust du es nicht um vieles mehr?
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HEPHAISTOS:
Stets ohn Erbarmen bist du und voll wildem Trotz!
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KRATOS:
Es hilft ja doch nichts, Tränen ihm zu weinen; drum
Müh dich umsonst nicht mit so ganz Vergeblichem!
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HEPHAISTOS:
O dieser Hände hundertfach verhaßt Gewerb!
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KRATOS:
Warum verhaßt dir? Denn mit einem Wort: des Grams,
Der jetzt dich drückt, trägt deine Kunst dir keine Schuld.
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HEPHAISTOS:
Und doch, o hätte jeder andre sie erlost!
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